AKTIEN IM FOKUS 2: Riesiges Finanzpaket treibt Rüstungs- und Infrastrukturwerte
(neu: Mehr Details, mehr Aktien und aktuelle Kurse)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Verständigung von Union und SPD auf ein enormes Finanzpaket für Rüstung und Infrastruktur hat am Mittwoch zahlreiche Aktien aus diesen Branchen prozentual zweistellig nach oben katapultiert. Die gesamte Börse profitierte: Dax
Die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse soll für Verteidigungsausgaben gelockert und obendrein für Straßen, Brücken, Schienen und anderes im Bereich Infrastruktur ein Sondervermögen in Höhe von 500 Milliarden Euro geschaffen werden. Am Markt wurde das Vorhaben unisono als "historische Entscheidung" bezeichnet.
"Deutschland wird Hunderte Milliarden Euro für Investitionen in diese zwei Bereiche freigeben, was ein drastischer Kurswechsel ist, da er die strenge Kontrolle der Staatsverschuldung auf den Kopf stellt", kommentierte ein Marktexperte. Auch Stephen Innes, Managing Partner beim Vermögensverwalter SPI Asset Management, sprach von einem Wendepunkt. "Der Markt verliert keine Zeit mit der Neubewertung", resümierte er die Kurssprünge an der deutschen Börse.
Im Dax stiegen Rheinmetall
Thyssenkrupp
Im Dax zogen Heidelberg Materials
Gefragt waren überdies aus dem SDax die Aktien des Bahntechnikunternehmens Vossloh
Chefvolkswirt Jörg Krämer von der Commerzbank zeigte sich "erleichtert", dass die künftigen Koalitionspartner die finanziellen Voraussetzungen dafür schaffen wollten, die Bundeswehr wieder verteidigungsfähig zu machen. Der faktische Rückzug der Amerikaner bedeute für die westeuropäischen Demokratien, dass sie sich in Zukunft auch allein gegen ein imperialistisches Russland verteidigen können müssten. "Richtig ist auch, viel Geld für die heruntergewirtschaftete Infrastruktur bereitzustellen, die auch für viele Unternehmen ein großes Problem ist."
Derweil rechnete JPMorgan-Analyst David Perry vor, dass in Deutschland 2025 ein Prozent von der Wirtschaftsleistung (BIP) ein Betrag von etwa 45 Milliarden Euro für Rüstungsausgaben bedeute. Zwar sei noch unklar, wie hoch die deutschen Verteidigungsausgaben in den kommenden Jahren sein werden, "aber es hat den Anschein, dass es 3 Prozent oder mehr sein könnten, da Deutschland versucht, seine militärische Leistungsfähigkeit nach 30 Jahren chronischer Unterinvestition wieder aufzubauen".
Der alte Bundestag soll die Änderungen nächste Woche beschließen. Denn: Um dafür die erforderliche Zweidrittelmehrheit zusammenzubekommen, muss die Abstimmung darüber noch in der laufenden Legislaturperiode erfolgen - mit zusätzlich einer breiten Unterstützung der Grünen oder der vollen Unterstützung der FDP, wie Volkswirt Krämer sagte. Im neuen Bundestag nämlich könnten AfD und Linke die Vorhaben blockieren. Der Commerzbank-Experte sieht aber nicht nur in diesem Punkt eine gewisse Unsicherheit, er merkte inhaltlich zudem kritisch an, dass die Schuldenbremse so "faktisch jede Bindungskraft verliert". Zudem bedeute eine bessere Infrastruktur allein ebenfalls noch keinen Neustart in der Wirtschaftspolitik.
Nach dem Eklat im Weißen Haus zwischen US-Präsident Donald Trump und seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj gibt es derweil wieder Zeichen für eine Annäherung. Trump begrüßte, dass sich der ukrainische Präsident in einem Brief zu Friedensverhandlungen bereiterklärt habe, und auch Russland bezeichnete Selenskyjs Bereitschaft für Friedensverhandlungen als positiv. Es bleibe aber die Frage, mit wem Selenskyj verhandeln wolle, nachdem er Gespräche mit Kremlchef Wladimir Putin per Dekret für unmöglich erklärt habe, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Moskau verlangt eine Aufhebung des Verbots vom September 2022./ck/tih/stk