Delivery Hero SEEI
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16.08. 10:14

ROUNDUP: Delivery Hero sieht operatives Ergebnisziel in Reichweite


BERLIN (dpa-AFX) - Der Essenslieferdienst Delivery Hero sieht sich beim Profitabilitätsziel auf Kurs. Im dritten Quartal will der Konzern mit seinem größten Segment rund um die Vermittlung und Auslieferung von Essen die bereinigte operative Gewinnschwelle (Ebitda) erreichen. Darin sei auch der vielfach kritisierte Zukauf von Glovo enthalten, teilte das im MDax notierte Unternehmen am Dienstag in Berlin mit. Die Entwicklung kommt überraschend angesichts der gedämpften Konsumlaune. Delivery Hero will aber bei der Ausgabe von Gutscheinen Zurückhaltung üben und so die Kosten drücken. Im frühen Börsenhandel legte der Kurs der Aktie um 4,3 Prozent zu.

Wie bereits seit Juli bekannt, hatte das sogenannte Plattformgeschäft im Mai und Juni die Gewinnschwelle erreicht - allerdings wurde Glovo dabei nicht genannt. Unterdessen rechnet der Konzern nun mit einer Konsumflaute in den kommenden Monaten. Der Bruttowarenwert (GMV) des dritten Quartals dürfte den Angaben zufolge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nur noch um sieben Prozent auf 10,6 Milliarden Euro steigen, inklusive Glovo auf 11,5 Milliarden Euro.

Zum Vergleich: Im zweiten Quartal hatte Delivery Hero exklusive Glovo noch ein Plus von fast 18 Prozent hingelegt. Der Gesamtumsatz der Segmente nahm um 38 Prozent auf 2,1 Milliarden Euro zu. Damit bestätigte der Konzern Eckdaten. Zuvor hatte Delivery Hero bekannt gegeben, die Marketingbudgets deutlich gekürzt zu haben. So gab das Unternehmen weniger Geld für Werbung und Gutscheine aus. Bei Analysten warf das Fragen auf: Zwar könnte es sein, dass Delivery Hero nicht zwingend mehr Geld für die Aufmerksamkeit von Kunden hinlegen muss und diese ohnehin bestellen.

Der bereits bekannte, niedriger als erwartet ausgefallene Segmenteumsatz sowie der Bruttowarenwert im zweiten Quartal deuten aber darauf hin, dass Verbraucher ihr knappes Budget zusammenhalten wollen - und Delivery Hero habe unter dem Sparzwang schwer gelitten, interpretierte Analyst Marcus Diebel von JPMorgan Mitte Juli. Demnach dürfte Delivery Hero die Werbegelder eher reduziert haben, weil diese nicht wie erhofft die Geschäfte ankurbeln.

Branchenexperte Giles Thorne von Jefferies Research lobte nun am Dienstag die "rekordhohe" Deckungsmarge nach Abzug von Gutscheinkosten. Diese sei für alle vier regionalen Segmente positiv gewesen.

Allerdings hatte Konzernchef Niklas Östberg auch klargemacht, durch zusätzliche Einschränkungen beim Bestellvorgang die Profitabilität zu erhöhen. So müssen Kunden in bestimmten Märkten etwa höhere Gebühren für die Zustellung bezahlen, eine Extra-Liefergebühr hinnehmen oder einen erhöhten Mindestbestellwert akzeptieren. In Asien, der mit Abstand wichtigsten Region des Konzerns, sei der durchschnittliche Bestellwert im zweiten Quartal durch entsprechende Maßnahmen um 20 Prozent gestiegen.

Doch auch im viel kritisierten Segment Quick Commerce will Östberg durchgreifen. Im zweiten Quartal seien unter dem Strich nur drei neue Warenhäuser dazugekommen, aus denen dann Lebensmittel und Drogerieartikel binnen Minuten zu Kunden geliefert werden. Die sogenannten Dmarts kosten Geld und erwiesen sich in der Vergangenheit hin und wieder als weniger profitabel. Entsprechend sollen im zweiten Halbjahr 50 bis 100 ineffiziente Lager dicht gemacht werden.

Für das Gesamtjahr bleibt der Vorstand bei seinen im Juli gesenkten Zielen: Ohne Glovo will Delivery Hero einen Bruttowarenwert (GMV) von 41 bis 43 Milliarden Euro auf die Beine stellen. Das Management rechnet also mit einer schwächeren Entwicklung als zuvor angepeilt. Der Konzernumsatz (Umsatz der Segmente) soll bei 9 bis 9,5 Milliarden Euro liegen statt zuvor 9,5 bis 10,5 Milliarden Euro. Allerdings soll die bereinigte operative Marge gemessen am Bruttowarenwert nun mit minus 0,9 bis minus 1,0 Prozent besser ausfallen.

Inklusive des spanischen Zukaufs soll der Bruttowarenwert (GMV) im laufenden Jahr auf 44,7 bis 46,9 Milliarden Euro steigen. Der Konzernerlös (Umsatz der Segmente) dürfte bei 9,8 bis 10,4 Milliarden Euro liegen. Die operative Marge soll gemessen am Bruttowarenwert minus 1,5 bis minus 1,6 Prozent betragen./ngu/men/jha/